Evita machte allen Lust auf mehr (RZ: Oliver Grabus zieht Bilanz)

Interview: Oliver Grabus zieht Bilanz mach der erfolgreichen Koproduktion mit der Landesbühne

Neuwied.
Der letzte Vorhang für „Evita“ ist gefallen: Gestern Abend ging die Musicalproduktion zum letzten Mal über die Bühne des Schlosstheaters. Zeit, Bilanz zu ziehen über eine ungewöhnliche Zusammenarbeit zwischen Laien und Profis. Die RZ sprach darüber mit Oliver Grabus, der eine der Hauptrollen spielte und gleichzeitig Regie für den Teil führte, den die Mitglieder der Theatergruppe Chamäleon leisteten.

Für Evita ist der letzte Vorhang gefallen. Sind Sie froh, dass es vorbei ist?
Da ist ein lachendes und ein weinendes Auge. Wenn man den ganzen Monat jeden Abend auf der Bühne steht, ist das schon anstrengend. Von uns Neuwiedern war ich der einzige, der immer da sein musste. Und da ich oft auch morgens in Schulen Präventionsstücke spiele, hatte ich eine besondere Belastung. Das war für mich anstrengender als zum Beispiel das Stück „Zwei wie Bonnie und Clyde“, wo ich eine Hauptrolle gespielt habe und zwei Stunden komplett mit Text auf der Bühne stand. Das lachende Auge ist, dass es alles gut funktioniert hat. Das Musical kam überwiegend sehr positiv an. Es hat auch uns viel Spaß gemacht; wir haben viel zusammen gelacht.

War Evita für die Chamäleons die bisher aufwendigste Produktion?
Es war anders aufwendig. Unsere Produktionen sind eigentlich immer sehr aufwendig. Bei Evita hatten wir erstmals mit alternierenden Besetzungen arbeiten müssen. Dadurch hatten wir einen dreifachen Probenaufwand. Immer drei Leute mussten eine Tanzposition oder eine Rollenposition lernen. Neu war auch, dass jeder Chamäleon zwei verschiedene Rollenwege gespielt hat. Hätten wir das nicht getan, hätte das Ensemble um die 60 Personen groß sein müssen. So brauchten wir nur 35 Chamäleons. Eine weitere neue Erfahrung war, dass wir nicht alles selbst tun mussten. Es gab sehr viele Schnittstellen zur Landesbühne und auch einige Kommunikationsprobleme. Teilweise wussten wir nichts von deren Absprachen und die nichts von unseren. Es war für alle Beteiligten eine neue Situation.

Die Neuwieder Theatergruppe hatte monatelang unter sich, ohne die professionellen Solisten, geprobt. War es schwierig, dass wenige Tage vor der Premiere zusammenzuführen?
Es war deshalb nicht schwierig, weil wir unglaublich gut vorbereitet waren, weil zwei der drei Solisten das Stück schon öfter gespielt hatten und weil die anderen gesanglich gut vorbereitet waren. Es hat daher alles erstaunlich gut funktioniert. Die Techniker hatten am Anfang mit dem Kopf geschüttelt und gemeint, dass sie so etwas noch nie gesehen hatten. Wir haben das in nur neun Tagen zusammengesetzt.

Sie hatten sehr viele Kostümwechsel. Ich kann mir vorstellen, dass es hinter der Bühne sehr hektisch zuging. Wie hat das alles funktioniert?
Auch das hat gut geklappt und mit der Zeit immer besser. Die Männer hatten wegen der Uniformen sehr stressige Umzüge. Bis da mal alle Knöpfe geschlossen sind … das dauert. Zum Glück konnten wir sehr früh mit den Kostümen proben, was nicht selbstverständlich war. Dafür habe ich stark gekämpft. In vier Proben konnten wir den „Ernstfall“ proben.

Sie hatten mit Evita Gastspiele in anderen Städten. Welche Erfahrungen haben Sie da gemacht?
Der Auftritt in Schlüchtern war gut, was vor allem mit dem Saal zu tun hatte. Die Kammerspiele in Bad Godesberg hingegen waren einfach zu groß für unsere Produktion. Dafür war Evita nicht groß genug inszeniert. Die Bilder waren sehr statisch, was im Schlosstheater Neuwied sehr gut funktioniert, weil dort die Atmosphäre sehr dicht ist. In Bad Godesberg ist das verloren gegangen. Der Klang war dort auch nicht gut.

Haben die Laiendarsteller durch Evita Lust auf mehr bekommen? Soll es weitere Koproduktionen mit der Landesbühne geben?
Am Donnerstag hat ein Chamäleon zu mir gesagt: „Ich bin ja jetzt schon ein wenig verwöhnt“. Wir haben dort ja eine eigene Requisitenbetreuung, eine Frau, die für die Maske zuständig ist, und müssen die Bühne nicht selbst auf- und abbauen. Dass wir nur kommen mussten, um zu spielen, fanden alle toll. Die Stimmung ist nach wie vor sehr euphorisch. Wir würden so etwas sehr gerne noch einmal machen. Chorleiter Thomas Schmidt, Choreografin Claudia Lichtwardt-Seeliger und ich sind uns einig, dass wir uns so etwas alle zwei bis drei Jahre vorstellen können. Wir sind sehr daran interessiert, daran anzuknüpfen.

Das Gespräch führte
Marcelo Peerenboom

Als nächstes: „Das schreckliche Schlachthaus Schlabbeck“
Als nächstes steht beim Theaterverein Chamäleon die Eröffnung der eigenen „Kulturkuppel“ in der Schlosspassage an.
Dort wird „Das schreckliche Schlachthaus Schlabbeck“ gezeigt. Dabei handelt es sich um eine szenische Vorführung.
Wie Oliver Grabus berichtet, ist es eine kleine Führung für überschaubare Gruppen, die etwa 10 bis 20 Personen umfassen. Es funktioniert ähnlich wie unsere Kinderstadtführung „Prinz Max ist zurück“. Es sollen nie mehr als 30 Gäste gleichzeitig unterwegs sein.
Termine sind:
5./6. Juli, 11. bis 14. Juli,
23./24. August,
13., 20./21. September,
31. Oktober,
2. November.
Karten und weitere Infos: www.alles-nur-theater.de
mp

Mit freundlicher Genehmigung der Rheinzeitung!
Quelle: Rheinzeitung vom 01. Juni 2013

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